Werner Wilhelm Rudolph Riess (*16.02.1832 Kalbe/Milde; 1841 USA) – Kupferstecher,
Lithograph, Besitzer einer Buch-, Congreve- und Kupferdruckerei, Gravir Anstalt und
Kupferstecherei, gemeinsam mit Partnern Gründer der Buckauer Porzellanmanufaktur

Wilhelm Riess kam am 16.08.1803 als ehelicher Sohn des Bürgermeisters von Kalbe/Milde, Friedrich Riess und Dorothee Elisabeth Sophie, geborene Schilling, zur Welt. Nach einer Ausbildung als Kupferstecher und Lithograph, erhält er 1832 eine Anstellung in der Porzellanfabrik von Gottlob Nathusius in Althaldensleben. Zeugnisse seiner dortigen Tätigkeit sind u.a. die Grafik von Althaldensleben mit Qualm aus den Porzellanöfen (Abb. 1) und eine Kanne mit Umdruck aus dem Services im Hoffmann von Fallersleben Museum (Abb.2). Nach dem Tod von Gottlob Nathusius 1835 erfährt die Porzellanfabrik ihren Niedergang und eine Reihe von Mitarbeitern verlassen die Fabrik. Riess begibt sich nach Magdeburg und wird 1837 Besitzer einer „Buch-, Congreve- und Kupferdruckerei, Gravir Anstalt und Kupferstecherei“, Am Brücktor 10. Am 09.03.1839 wird Riess in die Bürgerrolle von Magdeburg als Buchdruckereibesitzer eingetragen. Eines seiner Druckexemplare zeigt Abb.3. Gemeinsam mit den Magdeburger Kaufleuten Carl Heyroth, der die Porzellanmalerei extern durchführen soll, und Albert Falckenberg, der Riess die Schriftgießerei und Gravieranstalt zur Finanzierung 1838 abkauft und ihn finanziell unterstützt, wird ein Grundstück in Erbpacht von der Kloster Bergischen Stiftung erworben und ein Jahr später 1839 darauf die Buckauer Porzellanmanufaktur errichtet. Im Hermes, Weigelt, Historisch-geographisch-statistisch-topographischen Handbuch vom Regierungsbezirk Magdeburg, Heinrichshofen Magdeburg, 1843, heißt es: „die im J. 1840 in Buckau angelegte Riessche (Porzellanfabrik) mit 15 Arbeitern“. (die Chronik von Buckau gibt 1839 an), Im Adressbuch von 1843 wird er als „Besitzer einer Porzellan und Steingut-Fabrik, Niederlage u. Comptoir: Johannisbergstr. 5“ ausgewiesen. Der finanzielle Aufwand zum Betreiben einer Porzellanmanufaktur wurde völlig überschätzt, es gab erhebliche Qualitätsprobleme und es fehlte an Geld zur Instandhaltung und Modernisierung, 1841 verlässt er die Manufaktur und wandert mit Hab und Gut nach Amerika aus. Alleiniger Besitzer wird Albert Falckenberg.

Anmerkungen
•    Nach 1841 gibt es bisher keinerlei Informationen über seine Tätigkeit in den USA. Die Häufung von Porzellan und Lithophanien aus der Buckauer Porzellanmanufaktur und der Porzellanfabrik Carl Heyroth & Co. lässt die Vermutung zu, dass er dort im Vertrieb für Falckenberg und Heyroth tätig war.
•    Sein Prospekt „Proben der Schriftgießerei…..“ wird von Falckenberg 1854 neu aufgelegt (Abb.4) und  zeigt u.a. die bourgeoisen Lettern, die 1850-1853 als Pressmarken BPM und HPM auf Lithophanien verwendet wurden. Wohl auch die kurzzeitig verwendete Pressmarke auf Gebrauchsporzellan zur Zeit Thiemes hat gleichen Ursprung.
•    Die neuen Eigentümer der BPM und Heyroth haben sich 1853 im Zwist getrennt. Erst nach dem Tod von Carl Heyroth 1881 und der aufkommenden Mode von Bodenlithophanien in Bierkrügen erinnert sich Buckau an die ehemalige Lithophanie-Produktion und verbreitet auf Briefköpfen und Werbe-Porzellan als Gründungsjahr für BPM 1833 und bezieht sich auf die Eröffnung des Geschäfts von Heyrot in Magdeburg-Altstadt, Breiter Weg 160.

Abbildungen:
Abb.1 Wilhelm Riess, Kupferstich, Ansicht von Althaldensleben mit Rauchfahne über der Steingutfabrik in Althaldensleben (Museum Haldensleben)
Abb.2    Kaffee-Kanne mit Umdruck-Signatur Wilhelm Riess (Hoffmann-von-Fallersleben-Gesellschaft und -Museum, Wolfsburg
Abb.3a  Druck bei Wilhelm Riess, Lehmann, Beschreibung der Stadt Magdeburg und Umgebung 1839, Titelblatt
Abb.3b  Druck bei Wilhelm Riess, Lehmann, Beschreibung der Stadt Magdeburg und Umgebung 1839, Rückseite
Abb.4  Albert Falckenberg & Co., Proben der Schriftgießerei Gravir- & Guissoschir- Anstalt, Magdeburg 1854


Quellen
/001/; /0021/; /030/; /061/; /093/; /197/

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